Neben all dem Fun, Fun, Fun den so eine Agenturgründung zwischen Notarterminen, Bankunterlagen, Steuerberatermeetings und Verhandlungen mit dem Getränkelieferdienst so mit sich bringt, ergibt sich daraus auch eine großartige Möglichkeit: Eine Infrastruktur und Arbeitsumgebung hinzustellen, die man sich schon immer selbst für eine Agentur gewünscht hat. Das fängt bei A wie Anwesenheit an und hört bei Z wie Zeiterfassung auf. Uns war von Anfang an klar, dass wir hier nicht zaubern können, aber wir wollten wenigstens die größten Baustellen in diesem Schmerzalphabet für unsere MitarbeiterInnen und uns selbst abbauen. Dazu kann sich ordentlich Lese- und Hörstoff rund um „New Work“ geben, oder man kann einfach damit beginnen, eine Work-Fight-Balance herzustellen. Ja, Work-Fight-Balance, richtig gelesen. Aus der festen Überzeugung heraus, dass sich alles schöner anfühlt, wenn man Prozesse im Job so einfach wie möglich gestaltet, statt täglich mit oder gegen sie zu kämpfen. Um das hinzubekommen, wirst du eben keine komplexe Serverstruktur hinstellen, die nur eine interne IT-Einheit versteht, sondern nutzt G Suite in der Cloud. Du wirst wahrscheinlich Dienste wie mite aufsetzen, um endlich, endlich deine Projektstunden so bequem wie möglich zu erfassen. Du wirst Slack nutzen, um intern zu kommunizieren und dafür drölfzig eigentlich unnötige Abstimmungsmeetings am Tag streichen. Statt umständliches Adapter-Gewürge und Beamer-Ärgernissen nutzt du einfach ein Apple TV usw. usf.
Wie gesagt, wir haben nicht gezaubert, aber genau auf dieser Basis von Kollaboration und Kommunikation haben wir die Agentur aufgesetzt. Und das mit einem ganz entscheidenen Vorteil: Wir können alle von überall arbeiten. Aber nicht zu jeder Zeit. Keine Mails am Wochenende schicken, keine nach 20Uhr mehr beantworten und End of Business heißt Feierabend und soll auch ein solcher sein. Klar, wir beschreiben damit unser Ideal, uns gelingt das bis jetzt auch nicht immer und natürlich ist das mit einer kleinen Einheit mit bis heute sechs Menschen leicht umzusetzen. Aber es ist vor allem viel einfacher so zu starten, als ein solches Setup in eine gewachsene, tradierte Unternehmensstrukur zu implementieren. Wir können so vollkommen entspannt skalieren und jede/n weitere/n Mitarbeiter/in einfach integrieren, egal ob wir in einem Jahr 15, 30 oder 50 Menschen bei uns beschäftigen.
Die Frage ist nur, wie stark wollen wir eigentlich wachsen? Wir verstehen vollkommen, dass das heutige Arbeitsbild vieler Talente eben nicht mehr ist, 9-to-5 einem einzigen Job nachzugehen. (Gleichzeitig gibt es auch supertalentierte Menschen, die sehr gern fest arbeiten: Unsere MitarbeiterInnen!) Aber wie gesagt, viele wollen heute frei arbeiten, zumal in der Kommunikationsbranche und gerade in Berlin. Darauf muss man reagieren, wenn man eine Agentur gründet und wir haben daraus ein Prinzip gemacht. Wir wollen für jedes Projekt genau die Menschen zusammenbringen, die das am allerbesten gemeinsam wuppen können. Wir suchen dabei keine buchbaren Erfüllungsgehilfen, sondern ÜberzeugungstäterInnen, die wirklich Bock haben, mit uns an den Lösungen unserer gemeinsamen Aufgabe zu arbeiten. Und das meinen wir ganz explizit genauso und über alle Agenturdisziplinen hinweg. Wir brauchen genauso die enthusiastische Projekt ManagerInnen, die neugierigsten StrategInnen, CampaignerInnen wie auch die begeistertsten KonzepterInnen und Kreative. Und die suchen wir permanent für unseren FreelancerInnen-Pool. Viele frei arbeitenden Menschen haben uns über die Jahre erzählt, dass das Einzige, was sie an ihrem Job stört, ist, dass eigentlich nie ganz ihr Baby ist, auf dem sie gerade arbeiten. Nach einer Buchung für einen Pitch haben sie nichts mehr mit dem Ergebnis zu tun, wenn gewonnen wurde. Oder sie liefern nur einen Teil zu einem Projekt bei und sind dann wieder raus. Diese Entkopplung der eigenen Arbeit vom abschließenden Ergebnis, das frustriert viele. Auch das wollen wir ändern. Wir wollen FreelancerInnen möglichst von Projektbeginn bis Projektende binden. Vom Briefing bis zum Go Live. Es ist genauso dein Projekt, dein Kunde, wie er es für uns ist. Wir glauben fest daran, dass das die Begeisterung bei allen Beteiligten hochhält und die Täler, die jedes Projekt und jeder Kunde nun einmal mit sich bringt, auch so besser durchschritten werden können.
Keine Ahnung, ob das alles so klappt. Aber drunter wollen wir es einfach nicht mehr machen.
Autor: Mathias Richel