Agenturen tun sich besonders schwer beim Thema Diversität. Das liegt zum einen ganz sicher an ihren tradierten Disziplinen und Hierachiestrukturen und zum anderen an den oft völlig überkommenen Überzeugungen davon, wie man Menschen zu kreativen Höchstleistungen oder besonders effizientem Arbeiten bewegt. Gleichzeitig werden Agenturen mit einem Arbeitsmarkt konfrontiert, der faktisch leergefegt ist. Erfahrene Menschen dazu zu bringen, ihre aktuellen Jobs zu verlassen und in eine neue Verantwortung zu wechseln, ist heute oftmals keine Frage des Geldes mehr. Und auch keine Frage von neuen Titeln in Email-Signaturen. Ab fünf Jahren Agenturerfahrung und mit einem anschaulichen Portfolio verdient man gutes Geld, egal ob in einer Festanstellung oder als FreelancerIn und man kann sich praktisch die Jobs aussuchen. Das macht den Wettbewerb um die besten Köpfe und die vielversprechendsten Talente zu einer echten Herausforderung für jede Agentur, unabhängig von eigenem Namen und Größe. Die Branche reagiert darauf in den ihr eigenen Buzzwords wie „New Work“ oder „Arbeit 4.0“. Das ist alles legitim, bietet in der Praxis aber nach wie vor wenig Anreiz, Agenturstrukturen disruptiv zu verändert.
Die Realität ist doch folgende: In Mehrheit sind Kreative heute immer noch männlich, als Creative Direktoren sowieso. Im Projekt- bzw. Account-Management findet man vor allem Frauen, abgesehen von den höheren Hierachiestufen, dort sind es vor allem wieder Männer.
Interessanterweise finden sich aber in der noch relativ jungen Einzeldisziplin Strategie durchaus anteilig ungefähr ausgeglichen Frauen und Männer und die Frage ist doch, woran das liegen kann. Meine Antwort darauf: Die eigene Arbeit, der eigene Anteil an einer Präsentation, einer Kampagne, an einer Strategie wird unmittelbarer sichtbar und der eigene Impact deutlich. Das heißt, der eigene Gehirnschmalz dreht nicht durch jahrzehntelang vererbte Strukturen, in denen jeder noch was dazu sagen möchte, der dazu qua Jobtitel legitimiert wird. Darüber hinaus sind Strategie-Teams in Agenturen auch oft sehr kleine Einheiten, so dass die Chance, auch vor Kunden zu präsentieren, oder auf den Award-Shows selbst die Früchte der eigenen Arbeit von der Bühne zu tragen, viel größer sind als in großen Kreativeinheiten. Für mich zeigt das eines: Dort wo Strukturen durchlässig sind und nicht im Vorhinein männlich geprägt, da funktioniert Diversität schon heute besser als im übrigen Teil der Agenturhierachien.
Was folgt daraus für uns? Eine Neugründung ist auch immer eine wichtige Gelegenheit, Dinge zu verändern. Das heißt für uns: wir suchen Menschen, die Verantwortung übernehmen, egal auf welchem Erfahrungslevel sie sind. Egal, für welches flexible Arbeitsmodell wir uns jeweils geeinigt haben. Wir streben unbedingt diverse Teams an.
Nicht, weil es Zeitgeist ist, sich das ans Revers zu pinnen, sondern weil wir auch wissen, dass so unsere Kampagnen besser werden. Strategisch vielfältiger, kreativ spannender und inhaltlich besser. Wir möchten euch deshalb dringend ermutigen, euch zu bewerben. Wir suchen momentan StrategInnen, CampaignerInnen/KonzeptionerInnen und Projekt-ManagerInnen.
Wenn wir als Agentur etwas dazu beitragen können, die aktuellen Agenturrealitäten zu verschieben, dann brauchen wir eure Unterstützung und Bewerbungen.
Autor: Mathias Richel